Somatoforme Störungen gehören mittlerweile zu den am meisten in meiner Praxis auftretenden Beschwerdebildern. Auch gerade deswegen ist es wichtig, sich mit diesem Thema einmal etwas intensiver auseinanderzusetzen, da die konstruktive Auseinandersetzung vieler Patienten mit ihren Beschwerden bei Vorbehandlern leider nicht stattgefunden hat und den Patienten alles mögliche erzählt wird, abgesehen davon zu erwähnen, dass ein solches Krankheitsbild existent ist und derzeit einen solch hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt! (vielen Dank an den Kollegen T. Galic für die textliche Aufarbeitung)
Somatoform bedeutet, dass die Beschwerden körperlichen Krankheiten ähneln, ohne dass schwerwiegende körperliche Befunde vorliegen. Häufig anzutreffender Irrtümer hierzu sind Vorstellungen wie:
"Findet der Arzt keine körperliche Diagnose habe ich wohl eine "Psychomacke"
"ich bin anscheinend gar nicht richtig krank sondern spinne mir die Beschwerden zurecht, wovon ich nur selber nichts weiß" und
"ich befürchte, dass andere mir unterstellen ich würde simulieren, deshalb hätte ich lieber einen richtigen Befund".
Aus diesen Gründen haben viele Patienten bereits eine Odyssee von Behandlungen hinter sich wenn sie in der homöopathischen Praxis auftauchen.
Tatsächlich handelt es sich um funktionelle Störungen, für die keine eigene feststehende Diagnose gefunden werden kann, oft schon deswegen weil die Beschwerden ganz individuelle Phänomene enthalten, für die es gar keine einheitliche Klassifikation geben kann. Oft gehen sie organischen Erkrankungen Jahre voraus. Funktionelle Störungen können aber müssen nicht im Zusammenhang mit psychischen Belastungen stehen, das Urteil "psychisch" oder noch falscher "psychosomatisch" ist also vorschnell und einseitig.
Meistens treten mehrere hartnäckige Beschwerden auf, am häufigsten vergesellschaftet mit Leistungsminderung, Schlafstörungen und schwer beschreibbaren Schmerzen aber hartnäckigen in verschiedenen Körperregionen. Die Einschränkungen im Alltag können erheblich sein. Häufiger geklagte funktionelle Beschwerden sind:
Allgemeinsymptome:
Abgeschlagenheit, Leistungsknick, Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Schlafstörungen, Appetitstörung; Konzentrations- Denk- und Gedächtnisstörungen
Brustbereich:
Herzrasen und -stolpern, Druckgefühle, Atembeklemmungen, Kloßgefühle, Schluckstörungen, Schmerzen hinter dem Brustbein
Bauch:
Luftschlucken, Auftreibungen, Schluckauf, Druck und Völlegefühl, Aufstoßen, Sodbrennen, häufiges Erbrechen, Geschmacksstörungen, Mundtrockenheit, Zungenbrennen; Kribbeln
Kopf und Nervensystem:
Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Muskelschwäche, Stimmstörungen, unklare Körperempfindungen, Ohrgeräusche, Ohnmacht
Bewegungsapparat:
Kopf- Rücken - und Gliederschmerzen, Verkrampfungen und Verspannungen
Harnwege- und Geschlechtsorgane:
Harnträufeln, Juckreiz, Libidoverlust (kein Lustempfinden), Erektionsstörungen; anhaltender Ausfluss, Missempfindungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Wichtig: Da sich hinter einzelnen Symptomen (Krankheitszeichen) auch schwere Krankheiten verbergen können, ist von einer Selbstdiagnose abzuraten.